Die Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, im Norden und Süden durch die Städte Koblenz, Bingen und Rüdesheim begrenzt, findet sich seit Juni 2002 auf der Liste des Unesco-Welterbes. Anlässlich der Aufnahmeentscheidung würdigte die Unesco das Obere Mittelrheintal als eine Kulturlandschaft von großer Vielfalt und Schönheit.
Der außergewöhnliche Reichtum der Landschaft an kulturellen Zeugnissen und Assoziationen sowohl historischer wie auch künstlerischer Art wurde hervorgehoben. Seine besondere Erscheinung verdankt die Welterbestätte einerseits der natürlichen Ausformung der Flusslandschaft, andererseits der Gestaltung durch den Menschen. Darüber hinaus wurde auch die Bedeutung des Rheins gewürdigt, der seit zwei Jahrtausenden einen der wichtigsten Verkehrswege für den kulturellen Austausch zwischen der Mittelmeerregion und dem Norden Europas darstellt. Da das Obere Mittelrheintal der prominenteste Abschnitt des Stromverlaufs ist, wurde es stellvertretend für den ganzen Rhein in die Liste des Welterbes aufgenommen.
Die als Welterbe anerkannte Region ist der südliche, rund 65 km lange Abschnitt des Mittelrheingebiets, definiert als das Durchbruchstal des Rheins durch das Rheinische Schiefergebirge. Im Herzen unseres Kontinents gelegen, mal Grenze, mal Brücke der Kulturen, spiegelt es die Geschichte des Abendlandes exemplarisch wieder. Hochrangige Baudenkmäler haben sich hier in einer Fülle und Dichte erhalten, die in keiner anderen europäischen Kulturlandschaft so wieder zu finden sind. Mit seinen steilen, bis heute teilweise rebenbesetzten Talhängen, den auf äußerst schmalen Uferleisten oder in der Einmündung von Seitentälern zusammengedrängten Siedlungen sowie den wie Perlen entlang einer Schnur aufgereihten Höhenburgen auf den Felsvorsprüngen der Mittelterrasse gilt das Tal als Inbegriff der romantischen Rheinlandschaft. Reisende aus fast allen Erdteilen und Ländern haben sie zum Ziel gewählt; Literaten, Maler und Musiker haben sie zum Thema ihrer Arbeit gemacht. Tief eingeschnitten, im Windschatten des Hunsrücks gelegen bildet es zugleich einen klimatischen Gunstraum. Hier fanden, vor allem durch die Umformung der felsigen Steilhänge in eine offene Weinbau-Terrassenlandschaft, Tiere und Pflanzen einen Lebensraum, deren Verbreitungsgebiete ansonsten im Mittelmeerraum und im Südosten Europas zu suchen sind.
Landschaftlich gehört die Weinstadt Lorch an der Mündung der Wisper bereits ganz zum Mittelrhein. In politischer und kultureller Hinsicht zählen sich die Lorcher aber noch gerne zum hessischen Rheingau. Nicht ganz unberechtigt, ist doch der Ortsteil Lorchhausen die nördlichste Gemeinde des Bundeslandes am Mittelrhein. Auch im Mittelalter war Lorch als nördlicher Eckpfeiler des Bistums Mainz Richtung Rheingau orientiert.
Eine besondere Episode der Grenzlage waren die Jahre nach dem ersten Weltkrieg, als Lorch „Hauptstadt“ des Freistaates Flaschenhals war. Der Grund: Die Siegermächte hatten mit Koblenz und Mainz als Mittelpunkt mittels Zirkelschlag ihre Besatzungsgebiete festgelegt. Die beiden Linien oberhalb und unterhalb der Stadt berührten sich nicht. Das ausgesparte flaschenhalsähnliche Gebiet blieb außerhalb der besetzten Zone.
Von den Römern „Laureacum“ genannt, ist Lorch eines der ältesten Rheinstädtchen. Erstmals im Jahre 1085 urkundlich erwähnt, wurde durch Bodenfunde bestätigt, dass frühere Siedlungen in keltischer und römischer Zeit bestanden.
Zahlreiche romantische Fachwerkhäuser in den mittelalterlichen Gassen mit ihren Torbögen, Winkeln und Nischen machen den Charme der Stadt aus. Sehenswert ist darüber hinaus die katholische Pfarrkirche St. Martin aus dem 13. Jahrhundert mit ihrem kostbaren, geschnitzten Hochaltar. Der gotische Neubau wurde über den Resten einer noch teilweise erhaltenen spätromanischen Basilika errichtet. Als „schönster Renaissancebau am Mittelrhein“ ist das Hilchenhaus aus der Mitte des 16. Jahrhunderts bekannt.
Interessant sind auch der trutzige Strunk, ein alter Befestigungsturm von 1527 und das Leprosenhaus mit Rundturm. Hoch über der Stadt liegt die Ruine von „Burg“ Nollig, ein bewohnbarer Wachturm, der Teil der mittelalterlichen Stadtbefestigung war. Das Heimatmuseum der Stadt beherbergt eine beachtenswerte Sammlung mittelalterlicher Skulpturen.
Web: www.stadt-lorch-rheingau.de
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